Fantasy-Saga für Kinder, Jugendliche und Erwachsene

Kapitel 1

Kapitel 1: Der Hüter des Siegels

»... Möglicherweise haben wir einen erneuten Rückschlag erlitten. Doch G'Marbor ist gefallen. Mordana ist besiegt. Wir müssen jetzt mit Zuversicht in die Zukunft blicken! Wir müssen weitergehen und unser Bestes geben, selbst dann, wenn es so aussieht, dass alles schiefläuft. Wenn wir zusammenhalten, werden wir es schaffen!«

Diese Worte von Swør Larsen, dem obersten Magister des Ordens von Arlon, hallten noch Stunden nach den dramatischen Ereignissen in Adrians Kopf nach. Eigentlich drehten sich seine Gedanken nur um die zwei Worte 'Rückschlag' und 'schiefläuft'. Dass ihn seine Freunde versuchten aufzumuntern, bewirkte eher noch das Gegenteil bei ihm.

Er war schuld. Er hatte versagt. Er hatte nicht auf das kostbare Siegel von Arlon aufgepasst, wie es seiner Verantwortung als Hüter des Siegels entsprochen hätte.

Da war es ihm auch kein Trost, dass die Magister sich sicher waren, dass der Zwerg Sa'Guor die Macht des gestohlenen Siegels niemals richtig würde nutzen können, da Zwerge keine Magie beherrschten.

Seine kurze Freude wegen des Sieges über die Schwarze Hexe und ihre Anhänger war einer fürchterlichen Wut gewichen. Wie konnte Sa'Guor, dem er einst das Leben gerettet hatte und der ein Verbündeter von ihnen im Kampf gegen die Schwarze Hexe gewesen war, nur einen solchen gemeinen Verrat begehen und das Siegel stehlen? Am meisten ärgerte er sich aber über sich selbst. Mit etwas mehr Aufmerksamkeit hätte er den Diebstahl womöglich verhindern können.

Niemand hatte ihm offen Vorwürfe gemacht. Doch Adrian meinte in jedem Blick, der auf ihn gerichtet war, eine Anklage zu sehen, auch wenn es keiner laut aussprach.



Die Magister und Protektoren brauchten mehrere Wochen, bis sie den Schwarzen Turm komplett durchsucht hatten. Die meisten Anhänger der Schwarzen Hexe waren gefangen genommen worden. Nur wenige hatten es noch rechtzeitig geschafft, sich abzusetzen. Zu ihnen gehörten Tomar von Eisenberg und Samira. Von denen fehlte jede Spur.

Das Wichtigste war jedoch, dass sich Cleora Mordana, die Schwarze Hexe, unter den Gefangenen befand. Apathisch auf den Boden starrend saß sie in der Ecke eines Käfigs aus dicken Stangen aus Magium, in dem sie eingesperrt worden war.

»Ich glaube, das möchtest du bestimmt haben«, sagte Kristin und reichte Adrian eine kleine Dose, welche sie ihrer bösen Mutter abgenommen hatte.

»Was ist das?«, fragte Adrian noch immer ganz niedergeschlagen.

»Schau rein!«

Vorsichtig öffnete Adrian die Dose. Im Inneren befanden sich mehrere kleine leuchtende Wölkchen. Sie sahen fast so aus wie zusammengedrückte Wattebällchen, nur dass sie hell in gelblich-weißem Licht strahlten.

»Ich habe keine Ahnung«, sagte Adrian. »Sag du mir, was das ist.«

»Das sind die Stimmen, die meine ... die Mordana gestohlen hat.« Kristin vermied es, die Schwarze Hexe als ihre Mutter zu bezeichnen. Doch Adrian hatte sowieso gar nicht mehr richtig hingehört. Er fokussierte seine Augen nur noch auf die kleinen leuchtenden Stimmwölkchen. Endlich konnte er sein Versprechen einlösen, welches er seiner kleinen Schwester gegeben hatte, und ihr die Stimme zurückgeben, die die Schwarze Hexe ihr einst gestohlen hatte.

Nun wollte er nur noch so schnell wie möglich zu seiner Familie. Das Siegel und alles, was damit zu tun hatte, war jetzt zweitrangig.

Adrians Vater hatte seit seiner Befreiung aus der Hand der Schwarzen Hexe noch kein einziges Wort gesagt. Wie versteinert saß er die ganze Zeit auf einem Stuhl und starrte Löcher in die Luft. Wenn ihm etwas zu essen gebracht wurde, so aß er, doch danach saß er wieder nur da und schwieg.

Bis jetzt hatte Adrian noch nicht versucht, mit ihm zu sprechen. Als er sich mit der Dose zu seiner Schwester aufmachen wollte, kam Magnus Jonson, sein ehemaliger Lehrer, auf ihn zu.

»Ich denke, es wäre gut, wenn du mit deinem Vater sprechen würdest.«

»Ja, mach ich«, antwortete der junge Zauberer kurz angebunden.

»Ich meine jetzt!«, entgegnete Magnus hartnäckig, als ob er Adrians Gedanken lesen könnte, da dieser das Gespräch auf keinen Fall zu diesem Zeitpunkt führen wollte.

»Ich ... ich muss erst ... aber ...«, versuchte sich Adrian herauszureden, doch der milde und gleichzeitig scharfe Blick des alten Zauberers ließ wie immer keinen Widerspruch zu.

Um weiteren Diskussionen aus dem Weg zu gehen, folgte Adrian der Aufforderung des alten Magisters und Freundes. Langsam lief er zu seinem Vater, der noch immer genauso teilnahmslos auf dem Stuhl hockte wie vor zehn Minuten.

»Vater?«, sprach er ihn an, doch sein Vater zeigte nicht die geringste Regung.

»Vater?«, wiederholte er seine Anrede nach einiger Zeit erneut mit dem gleichen Resultat. Schließlich drehte er sich wieder herum und wollte gerade weggehen, als sein Vater den Kopf doch langsam hob.

»Adrian!«, rief er ihm mit müder Stimme hinterher, »Danke, dass du dich für mich starkgemacht hast. Ich habe dir und deinem Großvater unrecht getan. Nicht, welche Veranlagungen einer hat oder welcher Herkunft er ist oder von wem er abstammt, sondern allein was er tut, entscheidet darüber, ob er gut oder böse ist.«

»Ja, du hast recht«, antwortete Adrian kühl und beendete damit auch schon das kurze Gespräch. Er war ganz froh über diese Antwort, wollte aber nicht zeigen, dass ihn die Einsicht seines Vaters innerlich schon etwas bewegte. Vielleicht war das ja der Beginn einer gewissen Normalisierung.

Kristin war von hinten an Adrian herangetreten und legte behutsam ihre Hand auf Adrians Schulter. Er wehrte sich nicht dagegen.

»Jetzt müssen wir aber dringend zu den Jonsons. Ich denke, die Magister haben hier alles ganz gut unter Kontrolle. Kommt ihr mit?«, fragte Adrian seine drei Freunde und hielt dabei die Dose mit den Stimmwolken in die Höhe.



Sandy, Adrians kleine Schwester, kam ihm schon von Weitem entgegengelaufen. Völlig außer Atem und mit Tränen in den Augen fiel sie ihm um den Hals.

»Schau, was ich hier habe!«, sagte Adrian mit einem geheimnisvollen Unterton in der Stimme und zog die Dose der Schwarzen Hexe aus seiner Tasche. Als Sandy das Behältnis sah, erkannte sie es sofort wieder. Erschrocken machte sie gleich mehrere Schritte rückwärts und stolperte über ein Grasbüschel. Kristin, die ihr am nächsten war, fing sie auf. Dabei schaute Sandy in ihr Gesicht. Erinnerungen an ihre Gefangenschaft bei der Schwarzen Hexe wurden wieder wach.

Aus ihrem weit geöffneten Mund wäre sicher ein lauter Schrei gekommen, wenn sie nicht noch immer unter dem Bann der Schwarzen Hexe gestanden hätte. Voller Panik wild um sich schlagend, befreite sie sich aus Kristins Umklammerung.

Beinahe hätte sie auch Adrian mit umgerissen, als sie in ihrer Angst versuchte, ihn mit sich fortzuziehen, um ihn vor Kristin in Sicherheit zu bringen.

»Hey, Sandy! Ganz ruhig! Das ist Kristin, eine Freundin von uns«, versuchte Adrian, sie zu beruhigen. Doch Sandys Panik wurde dadurch nur noch größer.

Mit zitternder Hand berührte sie Adrians Arm, um wie früher mit ihm ohne Worte zu kommunizieren, doch in der Aufregung gelang es ihr nicht, mit ihrem Bruder in Kontakt zu treten. Auch der Versuch von Camille, sie zu besänftigen, blieb ohne Erfolg.

Adrian, der die Ursache für die Angst seiner kleinen Schwester erkannte, bat Cami, Tom und Kristin, dass sie blieben, wo sie gerade waren. Dann ließ er sich von Sandy mitnehmen, die noch immer versuchte, ihn in Richtung des Hauses der Jonsons zu ziehen.

Erst, als sie eine größere Entfernung zwischen sich und Kristin bekommen hatten, ohne dass diese ihnen folgte, wurde das Mädchen etwas ruhiger. Noch einmal legte sie ihre Hand auf Adrians Arm. Nun konnte er auch ihre Stimme in seinen Gedanken wahrnehmen.

Ganz aufgeregt erzählte sie davon, dass sie Kristin oder Isebelle, wie sie damals noch hieß, bei der bösen Schwarzen Hexe gesehen hatte und dass sie auch mehrmals mit der Hexe und Tomar von Eisenberg in das Verlies gekommen war, in welchem sie mit Magnus gefangen gehalten wurde. Sandy erinnerte sich auch daran, dass Isebelle es gewesen war, die die Truhe mit dem Siegel getragen hatte, als die Hexe geflohen war und dabei ihre Burg in die Luft gesprengt hatte.

Nachdem Adrian ihr in Ruhe zugehört hatte, erzählte er seiner kleinen Schwester, was passiert war, wo sie Kristin gefunden hatten und wie sie ihnen letztendlich geholfen hatte, die Schwarze Hexe zu besiegen.

»Kristin hat mich vor dem Angriff der Hexe beschützt. Sie hat verhindert, dass die Hexe das Siegel bekommen konnte. Ich weiß natürlich, was sie früher getan hat. Schließlich habe ich es am eigenen Leib zu spüren bekommen ...«, sagte Adrian mit sanfter und beruhigender Stimme und warf Kristin einen Blick zu. Dann setzte er aber fort: »Doch sie hat sich gewandelt. Da bin ich mir ganz sicher. Ich vertraue ihr voll und ganz. Und du solltest das auch! Vertraust du mir? Ja?«

Langsam, fast wie in Zeitlupe, drehte sich Sandy zu Kristin um, die noch immer neben Camille und Tom stand. Mit versteinertem Blick schaute sie die blonde junge Frau an, als wolle sie mit ihren großen hübschen Augen bis in deren Innerstes blicken. Kristin erwiderte den Blick, wobei sie aber versuchte, nett und freundlich zu wirken und sogar etwas zu lächeln.

Adrian nickte Cami und Tom zu. Auch ohne Worte verstanden sie, was er ihnen sagen wollte. Camille, die gerade ihren Mund geöffnet hatte, um etwas zu sagen, schloss ihn wieder und presste die Lippen aufeinander. Schweigend beobachteten sie das kleine Mädchen.

Plötzlich verwandelte sich Sandys Gesichtsausdruck. Ein breites Lächeln trat an die Stelle des finsteren Blickes. Auch Kristin strahlte. Mit ausgebreiteten Armen empfing sie Adrians kleine Schwester. Ohne Worte hielten sich die beiden Mädchen fest umklammert, als seien sie schon immer die besten Freundinnen gewesen.

»Gut, gut«, unterbrach sie schließlich Adrian und hielt die Dose der Schwarzen Hexe hoch, in der sich Sandys gestohlene Stimme befand. Er konnte es kaum erwarten, das Versprechen einzulösen, welches er seiner kleinen Schwester schon vor Monaten gegeben hatte.

Den Deckel abzuschrauben, war nicht schwierig. Im Inneren der Dose lagen die drei leuchtenden Wölkchen. Äußerlich waren sie nicht zu unterscheiden.

»Und welches ist nun das Richtige?«, überlegte Adrian laut und blickte Kristin fragend an. Diese schaute zurück. Mit einem Lächeln nahm sie die Dose aus seiner Hand und beugte sich darüber, bis ihr Gesicht die Wölkchen beinahe berührte. Als ob diese mit ihr gesprochen hätten, zeigte sie auf eine der drei völlig identischen Leuchtwolken.

»Diese ist es!«

»Bist du dir da ganz sicher?«, zweifelte Adrian an ihrer Feststellung.

»Absolut!«, bekräftigte Kristin noch einmal ihre Aussage, zog ihren Zauberstab aus der Tasche und richtete dessen Spitze auf das Wölkchen, welches sofort anfing, wie ein winziger Wintersturm zu rotieren.

Mit einer flinken Bewegung hob sie die Wolke in die Höhe. Schwerelos schwebte sie durch die Luft. Sandy stand bewegungslos da und starrte auf das leuchtende Wölkchen, welches langsam auf sie zukam. Sie zuckte nur einmal ganz kurz zusammen, als die ersten dünnen Strahlen ihren Hals berührten. Scheinbar ohne Widerstand drang die kleine Wolke in ihre Haut ein. Gleichzeitig verschwand auch das Leuchten.

Eine einsame Träne löste sich aus Sandys feuchten Augen und kullerte über ihr Gesicht. Dabei hinterließ sie einen dünnen, glänzenden Streifen. Kristin zupfte lächelnd ein Tuch aus ihrer Tasche und tupfte fürsorglich die Träne weg.

Erwartungsvoll schauten Adrian und die Anderen auf ihren Mund. Doch das Mädchen schwieg weiter, als hätte sie Angst, ihre Stimme zu gebrauchen.

»Es ist alles gut! Die böse Hexe hat nun keine Macht mehr über dich. Fühlst du dich gut?«, fragte Kristin mit sanfter Stimme.

»Ja ... ja ... JA ... JA! Ich fühle mich gut! Wirklich richtig gut! Danke ... danke ...«, antwortete Sandy erst leise flüsternd und dann immer lauter werdend. Dabei lachte sie. Doch mit einem Mal brach sie in Tränen aus, drückte ganz kurz Kristin und fiel dann Adrian um den Hals.

Nachdem Sandy sich beruhigt hatte, machten sie sich auf, um nach Camilles Großmutter zu suchen. Im Garten hatten sie Myritha nirgendwo gesehen, also traten sie alle zusammen ins Haus. In der Küche war sie auch nicht. Genausowenig im Wohnzimmer oder im Kaminzimmer.

»Großmutter ... Großmutter? Wir sind wieder da. Wo bist du?«, rief Camille einfach laut in den Flur.

Sofort sprang eine der Türen auf. Heraus kam jedoch Adrians Mutter. Mit einem erleichterten Seufzer kam sie auf Adrian und seine Freunde zugelaufen.

Doch noch, bevor sie etwas sagen konnte, tauchte auch Myritha auf. Ihr Lachen fror förmlich ein, als sie Kristin sah. Als ob sie einen bösen Geist erblicken würde, machte sie ein paar Schritte rückwärts und starrte das Mädchen mit großen Augen an. Dabei schüttelte sie ungläubig den Kopf.

»Das ist Kristin. Sie hat uns unglaublich geholfen. Durch sie haben wir ...«, erklärte Camille sofort. Sie hatte die Reaktion ihrer Großmutter als Erste gesehen. Myritha unterbrach sie jedoch und deutete mit einem finsteren Blick auf die Tür, als ob sie Kristin des Hauses verweisen wollte.

»Nein, nein. Du hast mich nicht richtig verstanden«, protestierte Camille und legte Kristin demonstrativ ihren Arm auf die Schultern. »Kristin ist unsere Freundin. Sie ist meine Freundin!«

»Ohne Kristin hätte Mordana das Siegel von Arlon womöglich in ihre Finger bekommen«, ergänzte Adrian. Dann zog er die Dose der Schwarzen Hexe aus seiner Tasche, öffnete den Deckel und hielt sie Myritha entgegen.

Das Gesicht der Großmutter hellte sich etwas auf und ihre Augen weiteten sich beim Anblick der kleinen, leuchtenden Wölkchen.

»Was ist das?«, fragte Adrians Mutter.

»Das sind die Stimmen, die die böse Hexe gestohlen hatte«, antwortete Sandy mit gedämpfter Stimme. Die Mutter musste erst zweimal hinschauen, bevor sie realisierte, dass Sandy gerade hörbar gesprochen hatte. Mit Tränen in den Augen sank sie auf ihre Knie und streckte ihrer kleinen Tochter die Arme entgegen. Sandy rannte die zwei Schritte auf ihre Mutter zu und ließ sich in die Arme ihrer Mutter fallen.

Kristin hatte unterdessen die Dose aus Adrians Hand genommen und horchte wieder ganz genau hin, um herauszufinden, welche der Stimmwolken zu Myritha gehörte. Mit ihrem Zauberstab hob sie dann eine davon an und ließ sie auf die alte Frau zuschweben.

Bewegungslos, aber ohne sich dagegen zu wehren, ließ Myritha die junge Frau gewähren. Wie zuvor auch bei Sandy drang das leuchtende Wölkchen in ihren Hals ein. Die alte Zauberin zuckte weder zusammen, noch zeigte sie irgendeine andere Regung.

Erwartungsvoll blickte Camille sie an. Auch die Anderen hefteten ihre Augen auf sie.

»Komm. Sprich mit uns!«, forderte Sandy und griff nach der Hand der Großmutter. Diese zog sie jedoch schnell zurück, drehte sich um und verschwand in der Küche, ohne etwas zu sagen.

Camille wollte ihr sofort hinterherlaufen, doch Adrian hielt sie zurück.

»Lass sie. Sicherlich braucht sie etwas Zeit.«

Camille nickte und ging kommentarlos zusammen mit Kristin auf ihr Zimmer. Adrian und Tom blickten den Beiden noch hinterher, als sie in ihrem Rücken das Geräusch der Kellertür hörten.

»Ad'Rian!«, freute sich der Zwerg Sa'Ari, seinen Freund wiederzusehen. Adrian richtete jedoch sofort die Spitze seines Zauberstabes auf ihn. Statt Freude stand ihm Zorn ins Gesicht geschrieben.

»Was hast du hier zu suchen? Was willst du? Noch mehr stehlen?«

Am liebsten hätte Adrian den Zwerg mit einem Fußtritt im hohen Bogen aus dem Haus befördert. Wie konnte er es nur wagen, nach dem heimtückischen Verrat der Zwerge und insbesondere seines Vaters hier aufzutauchen?

»Wieso sollte Sa'Ari etwas stehlen wollen?«, fragte der Zwerg traurig. »Ma'Gnus und Ad'Rian sind doch Sa'Aris Freunde. Sa'Ari ist hier, um die Zauberer zu warnen.«

»Warnen? Wovor?«, fragte Adrian kühl. Sein Misstrauen war deutlich herauszuhören.

»Was hat Sa'Aris Vater getan?«, fragte der Zwerg. Seine Stimme zitterte vor Aufregung.

»Du weißt es nicht? Willst du versuchen, mir das weiszumachen?«, entgegnete Adrian, der sich von dem Zwerg veralbert vorkam.

»Sa'Ari versteht Ad'Rian nicht. Vor mehreren Wochen ist Sa'Ari aus der Kolonie weggegangen und ist erst seit wenigen Tagen hier.«

»Warum bist du weggegangen?«

»Sa'Ari ist weggegangen ... wegen ... wegen Sa'Aris Vater«, mischte sich die Zwergin ein, die hinter ihm aus der Kellertür getreten war.

»Wegen seines Vaters? Was soll das heißen? Und wer bist du überhaupt?«

»Das ist Ya'Vita, meine Begleiterin. Und ja, Sa'Ari hat die Kolonie verlassen, weil Sa'Guor ...«

Der Zwerg stockte und alle Augen richteten sich auf ihn.

»Weil Sa'Guor was?«, fragte Adrian ungeduldig weiter.

»Sa'Guor ist nicht mehr derselbe, wie ihn Ad'Rian kannte.«

»In der Tat!«, flüsterte Camille dazwischen. Der Zwerg setzte mit seiner Erklärung fort und erzählte, was geschehen war, bevor er aus der Kolonie geflüchtet war.

»Sa'Guor hat von der Macht gekostet und will mehr davon. Er ist ganz besessen von dem Gedanken, der mächtigste Zwerg aller Zeiten zu werden. Mächtiger, als alle Zwerge. Mächtiger, als die Menschen. Aber auch mächtiger als die Zauberer.«

Mit gesenktem Kopf fügte der Zwerg hinzu: »Sa'Ari ist wieder verbannt. Und es sieht wohl so aus, dass Sa'Ari zu spät gekommen ist, um seine Freunde zu warnen.«

Entmutigt ließ er seine Schultern nach unten hängen. Adrian betrachtete den Zwerg nachdenklich. Dann suchte er den Sichtkontakt zu Camille. Sie nickte ihm zu.

»Sa'Guor hat das Siegel von Arlon gestohlen.«

Dem Zwerg war anzusehen, dass er sehr traurig und entsetzt über die Botschaft war. Tränen liefen seine Wangen herunter und tropften auf den Boden. Ya'Vita legte ihm ihren Arm auf seine Schultern, um ihn etwas zu trösten.



Magnus kam erst einige Tage später ebenfalls nach Hause. In der Zwischenzeit sprach Myritha nicht ein einziges Wort. Es schien so, als ob sie Angst davor hatte, ihre Stimme zu nutzen.

Als der alte Zauberer das Haus betrat, war sie die Erste, die ihm entgegenkam. Wie immer empfing sie ihren Mann mit einem Lächeln auf dem Gesicht.

»Herzlich willkommen zu Hause, mein lieber Mann«, begrüßte sie ihn. Ihre Stimme klang weich und melodisch. Dabei hörte sie sich eher wie ein junges Mädchen und nicht wie eine alte Frau an. Ihre Stimme war offensichtlich seit der Zeit, als Cleora Mordana sie gestohlen hatte, nicht gealtert.

»Myritha ...«, entgegnete Magnus gerührt. Es war das erste Mal, dass er seine Frau sprechen hörte. Liebevoll nahm er sie in den Arm und drückte sie fest an sich.

»Magnus ... Magnus ... Kannst Du mich hören? Ich kann wieder sprechen!«, kam plötzlich Sandy freudig um die Ecke gelaufen.

»Oh ja, natürlich höre ich dich, mein Liebes!«, antwortete er lächelnd und strich ihr mit seiner Hand sanft über den Kopf. Das Mädchen strahlte über das ganze Gesicht. Fröhlich singend lief sie in den Garten.

Noch am gleichen Tag traf sich Magnus mit Adrian und seinen Freunden. Sogar Kristin durfte mit dabei sein.

»Schon bald wird das Tribunal des Ordens von Arlon zusammenkommen, um über Cleora Mordana zu richten«, erklärte er und deutete an, dass alle vier von ihren, also auch Kristin, als Zeugen aussagen sollten.

»Sie hat die härteste Strafe verdient, die es überhaupt gibt!«, flüsterte Kristin mit Verbitterung.

Magnus blickte sie schweigend mit seinem durchdringenden Blick an. Ohne ihr zuzustimmen oder zu widersprechen, setzte er an Kristin gewandt fort: »Das Tribunal wird ein gerechtes Urteil fällen. Eure und ganz besonders deine ehrliche Aussagen werden ganz wichtig sein. Bist du dazu bereit?«

»Meine Aussage? Ihr wollt meine Aussage? Wer wird mir glauben? Schon vergessen, dass ich ihre Tochter bin? Nein! Ihre Tochter WAR!«

»Das weiß ich, Isebelle ...«

»So heiße ich nicht mehr!«, fuhr das Mädchen mit blitzenden Augen dazwischen. »Das ist der Name, welchen mir Mordana gegeben hatte. Ich möchte ihn nie, nie wieder hören!«

»Sie heißt jetzt Kristin«, fügte Camille hinzu.

»Gut, Kristin. Wir wissen, wer du bist. Und gerade deshalb möchte das Tribunal dich befragen. Doch bedenke, es geht nicht darum, dass du dich dafür rächst, was deine Mutter dir Schlimmes angetan hat - und das hat sie ohne Frage! Nein, es geht um die Wahrheit. Bekommst du das hin? Bist du bereit dafür?«

»Ihr ... äh ... das Tribunal vertraut mir?«, fragte Kristin vorsichtig und schaute Magnus schräg von der Seite an.

Erst, als der alte Zauberer ihr sein persönliches Vertrauen aussprach, erklärte sie sich bereit auszusagen.



Schon wenige Wochen später nahm das Tribunal seine Arbeit auf. Da die Insel Rocher d'Arlon noch immer von den Orks besetzt war, hatten die Magister einen neuen, provisorischen Stützpunkt ausgewählt. Dabei handelte es sich um eine kleine Insel inmitten eines stillen Sees weit oben im Norden von Skandinavien. Außer Wald und ein paar kleinen Bergen gab es nichts in der Nähe. Swør Larsen, der oberste Magister, hatte den Ort ausgewählt. Schließlich stammte er aus dieser Gegend.

Äußerlich war nichts Besonderes zu sehen. Nur eine kleine Fischerhütte befand sich auf der Insel zwischen zwei uralten Ulmen. Sie war aus verwittertem Holz und kleinen runden Steinen gebaut, mit einem Dach aus Schilf und kleinen, staubigen Fenstern. Umgeben war die Hütte von einem flachen, antik aussehenden, verrosteten Eisenzaun. Im Garten wucherte überall Unkraut, wodurch das ganze Anwesen recht verlassen ausgesehen hätte, wenn nicht aus dem Schornstein eine weißlich-graue Rauchfahne aufgestiegen wäre.

Sobald man durch die kleine Eingangstür trat, die so niedrig war, dass nahezu jeder seinen Kopf einziehen musste, befand man sich in dem einzigen Raum, den die Hütte zu bieten hatte. Nur wenig Licht schien durch die kleinen Fenster herein.

Auch das Innere des kleinen Hauses war, wie die äußere Ansicht, eher unscheinbar und wirkte auf den ersten Blick völlig ungeeignet als neuer Stützpunkt des Ordens von Arlon und erst recht unpassend als Ort für das Tribunal. Außer einigen altmodisch und museumsreif wirkenden Möbeln befand sich nichts in dem Raum. Der Fußboden, welcher nur aus rauen, welligen Holzdielen bestand, verpasste dem Ganzen keine bessere Note.

In einem offenen Kamin brannte leise knisternd ein Feuer und erfüllte den Raum mit wohliger Wärme und dem würzigen Geruch von Buchenrauch. Die Wände zeigten dasselbe unverkleidete Holz, welches auch von außen sichtbar war, nur dass es hier drin nicht so verwittert aussah.

In der Mitte des Raumes befand sich ein massiver, rustikaler, runder Holztisch. Stühle gab es aber keine. Auf dem Tisch stand eine alte Petroleumlampe, deren Flamme ganz ruhig brannte. Die Lampe war auch schon das Einzige, was auf den Orden von Arlon hindeutete. Gut erkennbar glänzte das Wappen als Gravur in dem ansonsten dunkel oxidierten Metall.

Mehr war in dem Raum nicht drin. Alles in allem wirkte das Innere wie das Äußere der Hütte weder einladend noch erweckte es den Anschein, dass sich hier etwas Besonderes verbergen könnte.

Doch das war natürlich genau die Absicht der Magister. Genauso wenig waren die vielen versteckten Vorkehrungen zu erkennen, mit denen sichergestellt werden sollte, dass sich kein Unbefugter Zutritt verschaffen konnte. Ganz besonders wurde aufgepasst, dass sich kein ehemaliger Anhänger der Schwarzen Hexe unbemerkt hereinschleichen konnte.

Adrian war zusammen mit Kristin, Camille und Tom von Magnus hierher gebracht worden. Insbesondere Kristin war anzusehen, dass sie äußerst aufgeregt war.

Der alte Zauberer ließ die vier Jugendlichen zu dem Tisch kommen und gebot ihnen, ihre rechte Hand flach auf die Holzplatte zu legen. Dasselbe tat auch er.

Zuerst passierte gar nichts. Dann begann das Licht der Lampe, leicht zu flackern. Gleichzeitig wurde es heller und färbte sich rötlich. Von der Flamme aus wuchsen Lichtfäden, die sich wie Schlangen über den Tisch schlängelten.

Kristin wollte schon erschrocken ihre Hand zurückziehen, doch Magnus gab ihr zu verstehen, dass sie das nicht tun durfte.

»Lass deine Hand bitte ruhig auf der Tischplatte liegen, ja? Du kannst mir vertrauen, Kristin.«

Entgegen ihres ersten Reflexes zog sie ihre Hand nicht weg, sondern ließ zu, dass das Licht ihre Finger erst nur berührte und schließlich ganz einschloss. Von dort wanderte es weiter über ihren Arm, bis es ihren ganzen Körper einhüllte, das Gleiche geschah auch mit den Anderen. Sobald das Licht sie umgab, begann sich der Tisch und der Boden, auf dem sie standen, zu drehen. Erst ganz langsam und dann immer schneller!

Adrian kam sich vor wie auf einem Jahrmarktkarusell. Obwohl sie sich immer schneller drehten, wurden sie aber nicht weggeschleudert. Schließlich wirbelten sie so schnell durch die Gegend, dass alles um sie herum begann, zu verschwimmen. Für einen Moment konnten sie nur noch verwaschene Konturen erkennen, bis selbst das nicht mehr möglich war.

Plötzlich stoppte die Drehung. Das helle Licht, welches sie komplett eingeschlossen hatte, zog sich wieder zusammen und verschwand. Im gleichen Moment befanden sie sich nicht mehr in der Hütte, sondern in einer geräumigen Halle.

Der Fußboden und die Wände waren mit glänzend poliertem, dunklem Stein verkleidet, den eine kontrastreiche, weiße Maserung durchzog. Die Decke war in Form einer gläsernen Kuppel gestaltet, durch welche man den Himmel sehen konnte.

Die Grundfläche der Halle war kreisrund. Von hier aus führten zahlreiche Türen in weitere Räume, wobei die meisten jedoch verschlossen waren.

Die talentiertesten Zauberer des Ordens hatten in kürzester Zeit dieses prachtvolle neue Domizil entstehen lassen. Noch war nicht alles fertig, doch die Vorbereitungen für das Tribunal hatten sie weitgehend abgeschlossen.

Im Gegensatz zu der einsamen Hütte auf der Insel inmitten des Sees herrschte hier reges Treiben. Scheinbar wild durcheinander rannten die Leute von hier nach da. Viele der Gesichter kamen Adrian sogar bekannt vor.

»Herzlich willkommen im neuen Atrium des Ordens von Arlon«, wurden sie von Swør Larsen willkommen geheißen, der sofort auf sie zugelaufen kam. Auf dem Weg zu ihnen gab er noch schnell ein paar kurze Anweisungen an andere Zauberer, die gerade seinen Weg kreuzten.

»Wie gehen die Arbeiten voran? Wie ich sehe, hat sich in den letzten Stunden viel getan«, fragte Magnus, als er von dem obersten Magister begrüßt wurde.

»Es sieht ganz gut aus. Wir liegen genau in der Zeit ... Hey! Juan, das muss dort rüber! ... Entschuldige. Wo waren wir? Ach ja. Wir werden bis heute Abend alles fertig haben«, antwortete Larsen, währenddessen er die Arbeiten mit Handzeichen weiter koordinierte. Auch Adrian und seine Freunde bekamen sofort ein paar Aufträge ab, mit denen sie bis zum Abend beschäftigt waren.

»Hast du eigentlich schon dein neues Arbeitszimmer angeschaut?«, fragte Magnus Adrian, als sie sich zufällig auf einem der Gänge trafen.

»Arbeitszimmer? Ich habe hier auch ein Arbeitszimmer?«

»Aber natürlich! Du brauchst es. Du bist der Hüter des Siegels von Arlon und ...«

»Ach. Hör doch auf damit! Was bin ich wirklich? Ein Versager! Ganz genau - ein lausiger Versager! Ja, ich habe jämmerlich versagt! Wegen mir ist das Siegel von Arlon in die Hand von Sa'Guor gefallen ...«

»Adrian!«, unterbrach ihn sein ehemaliger Lehrer, »Das ist nicht richtig!«

»Ist es nicht? Nein? Lass mich mal kurz nachdenken, was meine Aufgabe war. Ach ja: Ich sollte mich um das Siegel von Arlon kümmern. Ich sollte darüber wachen! Auf es aufpassen! Hab ich scheinbar ganz gut hinbekommen. Für ganze zehn Minuten! Oder waren es nur fünf? Und dann hat es ein Zwerg gestohlen, obwohl ich gleich danebenstand. Wenn das mal kein glänzendes Beispiel für jämmerliches Versagen ist.«

Adrian hatte es die ganze Zeit nicht ausgesprochen. Bisher machte ihm zwar auch keiner einen Vorwurf, doch Adrian hatte bei jedem Blick, der ihn traf, das Gefühl gehabt, dass alle ihn für den erneuten Verlust des Siegels verantwortlich machten. Aber am meisten geißelte er sich seither selbst dafür.

»Meinst du damit, dass ...«, setzte Magnus ruhig fort, doch Adrian fiel ihm gleich wieder ins Wort.

»Ich hätte besser auf das Siegel achtgeben müssen. Natürlich! Deshalb bin ich auch daran schuld. Und alle anderen denken doch sowieso das Gleiche! Sieh doch mal, wie die mich angucken!«

Magnus schaute ihn schweigend an. Camille wollte etwas sagen, doch ein Blick ihres Großvaters ließ sie gleich wieder verstummen.

»Und was gedenkst du nun zu tun?«, fragte der alte Zauberer weiter, ohne auf Adrians Selbstkritik einzugehen.

»Was meinst du damit?«

»Meine Frage war einfach, was du nun gedenkst zu tun, nachdem du erkannt hast, dass du einen Fehler gemacht hast?«

Nun war Adrian völlig verwirrt. Hatte Magnus nicht gerade noch versucht, ihm einzureden, dass er nicht schuldig war? Und im nächsten Augenblick machte der Magister ihm doch schwere Vorwürfe?

»Also habe ich doch versagt?«

»Das kann ich nicht sagen«, antwortete Magnus und Adrian meinte, ein leichtes Lächeln in seinen Mundwickeln zu beobachten. Machte er sich jetzt vielleicht sogar noch lustig über ihn?

»Aber das hast du mir doch gerade vorgeworfen.«

»Nein, das habe ich nicht!«

»Hast du nicht? Du hast doch gerade gesagt, dass ...«

»... du einen Fehler gemacht hast.«

Diesmal war es Magnus, der Adrian ins Wort fiel.

»Also doch!«, fühlte dieser sich bestätigt.

»Also was?«, bohrte der alte Zauberer weiter.

»Ich habe versagt als Hüter des Siegels!«

Magnus antwortete nicht, sondern schaute ihn nur mit seinem alles durchdringenden Blick an. Adrian spürte, wie Wut und Erregung in ihm aufstiegen. Dass er sich selbst seit dem Vorfall bittere Vorwürfe machte, war schon schlimm genug gewesen. Jetzt auch noch von seinem Mentor hart kritisiert zu werden, war mehr, als er ertragen konnte, obwohl er wusste, dass Magnus natürlich recht hatte.

Der alte Magier schwieg noch immer. Auch Camille, Kristin und Tom sagten nichts. Offenbar schienen sie alle dasselbe zu denken.

»Aber ...« Kristin war die Einzige, die nun doch etwas entgegnete. Eine kurze Geste des alten Zauberers ließ sie jedoch ebenso wie Camille zuvor sofort wieder verstummen.

Adrian fühlte sich allein. Völlig allein gelassen! Ihm fehlte fast die Luft zum Atmen. Es fühlte sich für ihn so an, als ob jemand ein dickes Eisenband um seine Brust legte und langsam immer fester zog.

»Wieso denkst du, dass du versagt hast?«, brach Magnus die Stille.

»Du hast es doch selbst gesagt!«

»Oh nein, das habe ich nicht! Ich sagte, dass du einen Fehler gemacht hast ...«

»Na also!«

»Jetzt verstehe ich, was du meinst«, erwiderte der alte Zauberer, »Du denkst, nur weil dir ein Fehler unterlaufen ist, hast du gleich versagt?«

Adrian antwortete nicht. Also setzte Magnus fort.

»Einen Fehler zu begehen, ist kein Versagen, Adrian. Wir alle tun das. Ich mache Fehler, dein Großvater hat Fehler gemacht und jeder andere auch. Noch einmal: Das hat nichts mit versagen zu tun. Verstehst du mich? Nein, versagen tun wir erst, wenn wir aufgeben. Solange wir uns bemühen, besteht Hoffnung. Und solange Hoffnung besteht, haben wir auch nicht versagt. Hinfallen gehört zum Leben dazu, doch sooft wir wieder aufstehen, geht es weiter. Es kommt nicht darauf an, wie häufig wir hinfallen, es kommt darauf an, wie oft wir wieder aufstehen und weitergehen! ... Hast du dich entschieden aufzugeben und traurig jammernd das zu beklagen, was passiert ist?«

»Nein! Aber ...«

»Kein 'aber', Adrian! Du entscheidest darüber, was du tust. Du allein! Willst du aufgeben oder willst du weiter kämpfen und schließlich erfolgreich sein?«

»Kann ich das überhaupt?«, zweifelte Adrian noch immer an sich selbst.

»Ich traue es dir zu!«, sagte Kristin und stellte sich neben ihn. Camille und Tom pflichteten ihr sofort bei und stellten sich auch neben ihn.

»Ihr schon, aber die Anderen?«

»Es kommt nicht darauf an, was - wie du sagst - die Anderen denken oder tun. Entscheidend ist, was du denkst und was du tust!«

Die Worte des Magisters verfehlten ihre Wirkung nicht. Noch immer fühlte sich Adrian schuldig, doch der dringende Wunsch, seinen Fehler wieder gutzumachen, war stärker.

»Also fangen wir noch einmal von vorn an?«, fragte er seine Freunde.

»Ich bin dabei!«

»Ich auch!«

»Und ich erst!«

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